Cthulhu: Tipps für die Spielleitung (Hardcover) (DE)

Ich habe mir das Buch (wenn man es so nennen kann) nach Ankündigung beim Pegasus Verlag vorbestellt und ab Verfügbarkeit direkt dort gekauft.

Eigentlich hatte ich mich sehr auf die Veröffentlichung gefreut und ich musste echt lange überlegen wieviele Sterne man hier vergeben kann.

Ich besitze mittlerweile eine relativ große Sammlung an P&P - Werken (Alien, Kult, Der eine Ring, Achtung Cthulhu, Cthulhu Chaosium Cthulhu Pegasus, WOD Vampire V5 / Hunter V5)
[die Reihe von Cthulhu Pegasus ab ~2019 sogar fast vollständig]
und Master // Spiele regelmäßig Cthulhu.

Vorab: Es ist das erste mal gewesen, dass ich mich zwingen musste etwas aus der Cthulhu Reihe des Verlagshauses fertig zu lesen. Gut war jedoch, dass man ein Durchlesen innerhalb von rund 2 Stunden bewältigen kann (Sarkasmus).

Qualität:
Die Qualität ist wie mann es aus dem Hause Pegasus gewohnt ist. Somit gut und es gab keinen Punkt zur Beanstandung.
Dennoch ist hier der Begriff Hardcover etwas irreführend und ich hätte vorab vlt mal auf die Abmessungen des Buches achten sollen.
Dieses Buch ist zwar ein Hardcover aber etwas kleiner wie DIN A5. Die 123 Seiten mit Text sind mit der genutzen Schriftgröße und Formatierung inhaltlich nicht wirklich ergiebig. Wie aber bereits angesprochen war ich teilweise sogar froh darüber - da ich mich teilweise echt zwingen musste weiter zu lesen.

Inhalt:
Die Tipps teilen sich in folgenden Kapitel auf:
(/Seiten)
Einführung /5
Grundregeln /7
Inklusion /11
Vorbereitung /15
Die Spieler /23
Einfühlungvermögen /33
Ein Szenario gestalten /35
Spielmechanik /51
Spielleiten /61
Horror /75
Geistige Stabilität /79
Der Cthulhu Mythos /83
Personen /89
Monster /95
Online spielen /99
Requisiten & Handouts /101
Verschiedenes /111
Ressourcen /113
Biografien /115

Man sollte auch hier das Format & Formatierung im Hinterkopf behalten um für sich selbst abzuschätzen wieviel Inhalt [teilweise hatte ich bei manchen Tipps wirklich das Gefühl, dass man zwanghaft versucht hat noch irgendeinen Tipp im Kontext des Kapitels zu generieren um die Seite zu füllen] eine solche Seite dann bieten kann.

Ich möchte hier nicht alle Tipps besprechen aber einige exemplarische Ausszüge wiedergeben:
zu Einführung :
klassische Einführung mit Begrüßungsworten

zu Grundregeln:
Ganz passables Kapitel aber Tipps wie Am besten spielt man dieses Spiel wenn es draußen Dunkel ist hätte man sich eigentlich sparen können.

zu Inklusion:
Hier musste ich mehrmals den Kopf schütteln, fragte mich teilweise was ich hier gerade genau lese und war das erste Mal an dem Punkt dieses Werk einzumotten.

Auch wenn man um historische Genauigkeit bemüht ist....
- ja das bin ich, denn genau das schafft Immersion und für die Spieler eine Glaubhafte Welt!

...steht es dir frei die Geschichte neu zu schreiben indem du Frauen und Menschen anderer Hautfarbe einbeziehst und so die Spielrunde zu einem inklusiven und offenerem Ort machst....
- was zum Geier lese ich da? Frauen sind Menschen daher eine unnötige Dopplung und warum sollte ich Menschen anderer Hautfarbe oder Frauen aus dem Spiel (PC/NPC) denn ausschließen? Was versucht man hier als Tipp zu verkaufen?

Versuche einen Konflikt zu kreieren ohne dabei auf Stereotype, rassistische Beleidigungen oder kulturelle Aneignung zurückzugreifen. [...] Inklusion ist wichtig. Kreiere eine Bühne für diverse Investigatoren & Personen, die BIPOC (Black, Indigenous and People of Color im Sinne von rasisstisch bedrohten Minderheiten) oder LSBTI (Lesben, Schwule,Bisexuelle, Trans- und Intergeschlechtliche plus weitere Richtungen und Identitäten) sind, Behinderungen haben und vieles mehr!

- Was bei Dantes Inferno lese ich hier eigentlich gerade !?! Hier war für mich das erste mal auf S.12 der Punkt erreicht an dem ich mir die Frage stellte warum ich mir dieses Buch eigentlich vorbestellt und die 14,95€ nicht anderweitig investiert hatte.
Ich verstehe nicht wie man fast zwanghaft versucht ein Problem herbei zu reden, dass es meiner Meinung nach nicht gibt und dies dann als Tipp zu verkaufen.
In keiner meiner unzähligen Spielrunden gab es im Ansatz im Kontext Inklusion irgendwelche Probleme.
Sowohl Hautfarbe, Sexualität oder Behinderungen des PC sind Ingame und wenn ich eine lesbische Afroamerikanerin im New Orleans der 1920 spiele, dann ist das halt so. Ich sollte mich nur um eine glaubwürdige Immersion zu schaffen mich dementsprechend der Epoche angepasst verhalten. Ich glaube nicht, dass es für eine Spielrunde hilfreich ist ein woke1920 New Orleans zu erschaffen und als quietschbunter Teletubbi für mehr Gendersternchen und SafeSpaces zu demonstrieren anstatt das Böse zu bekämpfen...aber jeder wie er mag.

zu Vorbereitung:
Ganz ok, aber für erfahrenere Spielleiter nichts wirklich neues und auch hier gefühlt Lückenfüller.
Als Kostprobe:
Solltest du vorhaben, dasselbe Szenario mehrfach [...] zu leiten, kannst du in Erwägung ziehen, die Charakterbögen und Handouts zu laminieren. Die Spieler können dann mit nicht - permanenten Markern darauf schreiben und du kannst sie nach dem Spiel abwischen.
- Ja wirklich! Zeffix da wäre ja wirklich niemand selbstständig darauf gekommen. Dieser Tipp ist so unglaublich wertvoll. Nach diesem Absatz beschlich mich zudem das Gefühl, dass noch weitere Perlen folgen könnten. Zum Beispiel sowas wie: Bleistifte anspitzen, Einladungen für den Spielabend verschicken, ausreichend Stühle für den Abend haben, Radiergummies parat legen u.a.
Dies motiverte mich dann kurzfristig weiter zu lesen.

zu Die Spieler:
Kapitel ganz passabel im Anbetracht der vorherigen.

zu Einfühlungvermögen:
Worte wie Traumareaktion und fühlen sich deine Spieler wohler und sicherer führten mich zu der Auffassung, keine Spielrunde sondern eine Therapiestunde in einem SafeSpace leiten zu dürfen.

zu Ein Szenario gestalten:
Eins der besseren Kapitel.

zu Spielmechanik:
Auch dieses Kapitel bietet den ein oder anderen guten Tipp

zu Spielleiten:
Erneut werden auch hier guten Tipp gegeben (vorrausgesetzt man hat bis hierhin gelesen)

zu Horror:
Passt inhaltlich, aber wenig essentielles.

zu Geistige Stabilität:
Inhaltlich in Ordnung, aber man hätte wie im Kapitel davor inhaltlich deutlich mehr bringen können.

zu Der Cthulhu Mythos:
Keine Kritikpunkte

zu Personen:
Passabel aber wieder Lückenfüller [Das wäre ja eigentlich nicht schlimm aber wir erinnern uns: Format vs. Formatierung & Seitenzahl]

Ein Bösewicht sollte böse sein
- ja das impliziert ja bereits sein Name

Vorgefertigte Personen können sich als sofortigen Ersatz für Investigatoren eignen
- Mein Reserverad kann sich als sofortiger Ersatz für ein beschädigtes Rad eignen!

zu Monster & Online spielen:
Viel zu kurz. In DIN A4 reden wir hier vlt. nicht mal über eine viertel Seite. Beide Kapitel zusammen vlt. etwa eine halbe Seite.

zu Requisiten & Handouts:
Ganz ok, aber auch hier hätte man unendlich mehr in die Tiefe gehen können.

zu Verschiedenes
Diese Tipps hätte man sich eigentlich sparen können. Hier ganz beiläufig Eigenwerbung für die Einstiegsbox.

zu Ressourcen:
Anteilig nützlich, kratzt aber nur an der Oberfläche. Hier hätte man so unendlich viel mehr Inhalt bringen können. Auch wenn man dazu schreibt, dass es eine nicht abgschlossene Liste ist, hätte man hier als wahrer Fundus glänzen können.
Hier hätte man dem Titel des Buches wirklich gerecht werden können. Anstatt dessen liefert man ein paar URLS ( unter anderem -> Wikipedia falls es jmd noch nicht kennen sollte) die jeder auch nach ca. 5min Google Recherche zusammen haben sollte auf knapp ner viertel Seite in DIN A4.

zu Biografien:
Keine Tipps sondern eine Lobpreisung auf alle die zu diesem Buch beigetragen haben. Meiner Meinung nach hätte man sich hier auf die Namen beschränken und etwas mehr Inhalt in die anderen Kapitel packen können.

Fazit:

Ein Buch das viel will und verspricht dies aber inhaltlich nur Passagenweise einhält.

Wo ich mich anfänglich noch über das Format und die damit einhergehende inhaltliche Limitierung geärgert hatte, war ich teilweise in manchen Kapiteln echt froh darüber.
Ich habe lange mit mir gehadert wieviele Sterne ich hierfür vergeben kann.
Da manche Passagen doch ihren Reiz hatten tendierte ich eigentlich zu 2 Sternen. Unter mit Einbeziehung des Verkaufspreises bleibt nur der 1 Stern.

Auch wenn ich die Artikel aus dem Hause Pegasus generell eigentlich sehr schätze muss ich deutlich sagen: Das war wohl nichts !
Für erfahrene Spieler / Leiter ist es einfach zu dünn, zu plump & oberflächlich, zu belehrend & woke.
Für Neueinsteiger ist vlt. einen Blick wert.
Selten hatte ich so das Gefühl 15€ zum Fenster rausgeworfen zu haben wie hier. Ich fühle mich fast abgezogen.

Zukünftig werde ich was Neuerscheinungen angeht etwas vorsichtiger sein.

mehr lesen ... Max U., 15.10.2023