Bones 3 Ma'al Drakar the Dragon Tyrant (Boxed Set)

Wer knapp 130€ für eine Miniatur hinblättert, hat sich vermutlich bereits informiert, was er sich da ins Haus holt. Kritik findet sich jedoch selten, daher will ich sicherstellen, dass man sich vor der Kaufentscheidung zumindest darüber im Klaren ist. Beim Hersteller Reaper muss man sich auch darüber im Klaren sein, dass die Bezeichnung Bones für die Budgetreihe steht, bei der der verhältnismäßig niedrige Preis im Vordergrund steht. Dafür muss man Qualitätseinbußen hinnehmen, welche leider oftmals ungenannt bleiben.


Abmessungen: Sehr gut
Dieser fünfköpfige Drache ist RIESIG und das ist wohl auch der primäre Kaufgrund. Vollständig zusammengebaut misst das Ungetüm etwa 35 cm Höhe (Felsen bis Flügel, der Kopf ended ebenfalls be ca. 33 - 34 cm Höhe), 33 cm in der Breite (Gemessen an den Flügelspitzen) und 33 cm in der Tiefe (Schnauze zu Flügelspitze). Der Felsen alleine, auf dem der Drache steht, misst 22 cm in der Tiefe, 20 cm in der Breite und 14 cm in der Höhe. Es ist theoretisch möglich, den vorderen Teil des Felsens wegzulassen und den Drachen nur auf der hinteren Hälfte stehen zu lassen. In diesem Fall sinken die Abmessungen für eine (seperat zu beschaffende) Base auf 20cm Tiefe x15cm Breite. Will man den kompletten Felsen auf eine Base stellen, empfielt sich eine Base mit 22 cm Kantenlänge / Durchmesser. Im Baumarkt kann man sich so ein Brett günstig zuschneiden lassen. Entscheidet man sich für die quadratische Base, bleibt an den Ecken genug Raum, um noch einige 1-Zoll Felder auf das Base zu malen, wenn man da noch Miniaturen draufstellen will. Die Proportionen der Figur sind gut und glaubhaft, da fiel nichts negativ auf.


Aufbau & Material: Ausreichend
Der Drache kommt in folgenden Einzelteilen: 5 Köpfe/Oberkiefer, 2 Flügel, 1 Hauptkörper mit Bein und Schwanzansatz, 1 zweites Bein, 2 Arme, 1 Schwanzspitze, 2 Felsenelemente.

Hier kommen wir zum Problem: Das Material ist relativ weiches Plastik, welches bei Reaper auch bei anderen großen Miniaturen wie Goremaw (dem Riesenwurm mit Panzerplatten und Zähnen) und Grimtalon (dem Riesenadler) zur Anwendung kommt. Dies sorgt für große Schwierigkeiten:

1. Das Material kommt teils verzogen aus der Box. Während einer der Flügel schön sicher verpackt in der Plastikschale präsentiert wird, kam der zweite Flügel ziemlich zerknautscht in der undurchsichtigen Hälfte der Verpackung an. Ein Bad in einem mit sehr heißem Wasser gefüllten, flachen Gefäß und etwas Zurechtbiegen und-halten helfén jedoch, den Flügel wieder in seine natürliche Form zu bringen. (Das Gefäß sollte mind. 20 cm Durchmesser haben. Ich habe eine Bratpfanne verwendet, NATÜRLICH NICHT AUF DEM HERD STEHEND!) Abschrecken mit kaltem Wasser hinterher sorgt dafür, dass das Plastik hinterher schneller wieder hart wird. Dieses Prozedere muss eventuell ein bis zwei Mal wiederholt werden, nach einigen Durchgängen blieb das Material allerdings in der vorgesehenen Form und machte keine Probleme mehr.

2. Das Material ist sehr weich, wodurch bei Stößen und an den Kanten sehr leicht Farbe absplittern oder abreiben kann. Gerade bei einem Vitrinenmodell wie diesem, welches besonders viel Arbeit und Aufwand in der Bemalung erfordert, ist dies extrem ärgerlich. Sprühgrundierung zu Beginn und Versiegelung des fertigen Modells werden DRINGEND empfohlen.

3. Der Detailgrad hält sich in Grenzen. Die Qualität des Modells ist zweifellos höher als bei Grimtalon dem Adler oder Goremaw dem Wurm. Verwaschene Details sind bei meinem Exemplar daher diesmal nicht ganz so sehr aufgefallen, doch Kanten und Spitzen sind durchaus abgerundet und hier und da am Schwanz verschwimmen die Panzerplatten. Gerade Felsen und Hörner/Stacheln sind jedoch bei Weitem nicht so klar definiert wie sie hätten sein sollen - und der Drache hat viele davon. Wer sich den Aufwand machen will, kann hier nachhelfen, indem man etwa mit Greenstuff oder ähnlichem Material die Spitzen selbst nachbessert.

4. Die Figur lässt sich oftmals nicht ohne Probleme zusammenbauen. In meinem Fall musste ich bei den Flügeln und Hälsen einiges an Material abtragen, um die verzogenen Teile passgenau zu bekommen. Wir reden hier von starkem Verzug, der mit bloßem Kraftaufwand oder Erhitzen allein nicht auszugleichen ist. Zudem sind besonders die Flügel ziemlich schwer. Magnetisieren zum leichteren Verstauen kann man da vergessen. Zusätzliches Stiften wird empfohlen, ist aber kein absolutes Muss. Die Felsen haben eine Z-förmige Schnittstelle, an der sie aneinandergestellt werden sollen, doch diese ist auch nicht passgenau.

5. Langfristige Folgen durch das hohe Gewicht sind mir noch (!) nicht bekannt. Durch Erfahrung mit Grimtalon dem Adler kann ich jedoch sagen, dass jener sich unter seinem Eigengewicht über die Zeit verbogen hat. Allerdings habe ich den Eindruck, dass das bei diesem Modell weniger ein Risiko darstellen sollte. Dennoch will ich es aufgrund vorheriger Modelle nicht ungenannt lassen.


Preis-Leistung und Persönlicher Eindruck: Gut
Die Miniatur hat zumindest auf Armlänge das Potential, das zentrale Stück einer Miniaturensammlung zu sein und erfordert durchaus einen Vitrinenplatz, sonst staubt sie vermutlich schnell ein. Es gibt genügend Raum, sich künstlerisch auszutoben und man sollte sich auf jeden Fall Zeit für die Bemalung nehmen und vorsichtig im Umgang mit dem Drachen sein. Die Miniatur stellt eine sehr gute Alternative zu Tiamat aus Dungeons and Dragons dar und kann entsprechend bemalt werden. Die fünf Köpfe bieten sich dabei an, wenngleich Lore-Enthusiasten bemängeln können, dass die Köpfe nicht die Ikonischen Formen und Merkmale besitzen. Dafür kostet der Drache aber auch nur ein Drittel des Wertes, den Hasbro verlangt, und ist dabei noch um einiges größer. Das Preis-Leistungsverhältnis ist also gut, wenn man sich Komkurrenzprodukte ansieht. Auch als Maal Drakar the Dragon Tyrant gibt es eine kleine Hintergrundgeschichte auf der Verpackung, aber die meißten werden ihn wohl als Tiamatersatz verwenden.

Braucht man den Drachen? Nein. Er nimmt viel Platz ein und 130€ sind eine Menge Geld.
Wird man ihn oft benutzen? Vermutlich nicht. Man sollte als Privatmensch davon ausgehen, dass der Drache vielleicht 3 Mal im Leben wirklich eingesetzt wird und nicht nur etwa neben dem Spielfeld steht. Und professionelle DMs lesen diesen Text hier sowieso nicht, sondern haben sich bereits für oder gegen das Modell entschieden.
Ist er für gängige Karten und Dungeons geeignet? Definitiv nicht, dazu nimmt er viel zu viele Felder auf der Karte ein (9x9 bei gängigem DnD-Maßstab).
Aber will man einfach nur - einen - verdammt - großen - Drachen, einen Höhepunkt für seine Kampagne und ist gewillt, eine Menge Zeit hineinzustecken, dann ist diese Figur eine gute Wahl. Der Wow-Effekt ist am Ende jedenfalls nahezu garantiert.

mehr lesen ... Sascha L., 05.04.2024